Igelschutz für Jedermann

Der Igel lebt in unseren Gärten und Parks, wobei seine Lebensbedingungen und sein natürlicher Lebensraum zunehmend beeinträchtigt und verkleinert wird und ihm das Leben erschwert. Da der Igel als Insektenfresser einen bedeutenden Teil unseres Ökosystems darstellt, ist er unbedingt schützenswert und jeder kann seinen kleinen Beitrag dazu leisten.

Frühling

da hat einer Hunger (Foto von Pixabay Pixels)

Für Gartenbesitzer ist der Frühling eine Zeit, in der viel Arbeit im Garten anfällt. Wer dabei etwas für unsere Igel tun möchte, sollte allerdings zunächst wenig im Garten aufräumen. Laubhaufen und alte Blätter unter Hecken sollten einfach erst einmal belassen werden. Vor allem weibliche Igel schlafen mitunter bis weit in den Mai und würden andernfalls in ihrem Winterschlaf gestört. Wenn die Igel hungrig aus dem Winterschlaf erwachen, sind Futterstellen im Garten sinnvoll, da die Insektendichte oft zu gering und damit das Futterangebot nicht ausreichend ist.

Kann man auf Brauchtumsfeuer zu Ostern z.b. nicht verzichten, st es unbedingt notwendig die Feuerhaufen vor dem Anbrennen umzuschichten, um Igel und andere kleine Säugetiere aus ihren Verstecken zu vertreiben und somit ihr Leben zu retten. Am schönsten wäre es natürlich ganz darauf zu verzichten.

Sommer

Die Sommer sind hierzulande inzwischen häufig sehr trocken und heiß, was die Igel vor enorme Herausforderungen stellt. Vor allem die ausreichende Versorgung mit Trinkwasser ist für die Tiere extrem schwierig, wenn es über Wochen nicht regnet, es keine Pfützen gibt und Teiche austrocknen. Um den Igeln zu helfen, sind Wasserstellen lebensrettend. Diese müssen täglich mit frischem Wasser aufgefüllt werden. Pools und Gartenteiche sollten gesichert werden. Mit Ausstiegshilfen und dem Anbieten geeigneter alternativer Wasserstellen, kann man qualvollem Ertrinken vorbeugen.

Igel im trockenen Sommer mit deutlichem Hungerknick und Zecken (Foto von Ruslan Khmelevsky)

Insektenfreundliche Pflanzen im Garten erhöhen die Insektendichte, somit können wir uns einerseits an den summenden Bienen, Hummeln und anderen wunderbaren Insekten erfreuen. Andererseits findet aber auch der Igel ausreichend gesunde Nahrung und auf naturbelassenen Wiesen auch Deckung. Wenn er nicht ausreichend Insekten findet, muss er leider auf oft parasitenbelastete Schnecken und Würmer zurückgreifen. Diese frisst er nur im Notfall und infiziert sich dabei meist mit Würmern.

In extrem trockenen Sommern kann auch ein Zufüttern der Igel notwendig werden. Geeignet ist beispielsweise hochwertiges Katzenfutter und Rührei.

Um Igel nicht zu gefährden, sollten Mähroboter unbedingt nur tagsüber ihre Arbeit verrichten, auf keinen Fall in der Dämmerung oder nachts. Wir sehen hier in der Tierarztpraxis häufig schlimmste Verletzungen durch ebensolche Mähroboter.

Igeljunges – bitte nicht stören (Foto von Ralph von Pixels)

Igelnester befinden sich unter Hecken, in Laub-, Reisig- oder Komposthaufen, aber auch hinter angelehnten Brettern oder unter umgestürzten Baumstämmen. Sollte eine Igelmutter in ihrem Nest versehentlich gestört werden, ist es zwingend notwendig, sich schnell und leise zu entfernen. Andernfalls kann es passieren, dass die Igelmutter ihre Kinder stressbedingt verlässt oder sie sogar tötet.

Herbst

Auch im Herbst möchte der Gärtner den Garten ordentlich für den Winter hinterlassen. Gerade in dieser Jahreszeit ist es aber für die Igel unerlässlich, dass Laubhaufen mit Ästen angelegt werden, um den Igeln Unterschlupf für den Winterschlaf zu ermöglichen. Auch die Pflanzen sollten nicht zu massiv zurückgeschnitten werden, da trockene Stengel als Überwinterungsschutz für Insekten dienen und somit eine Futterquelle für das nächste Jahr für die Igel dartstellen.

Jetzt wird es auch immer notwendiger, Futterstellen für die Igel anzulegen, damit die Tiere mit ausreichendem Gewicht in den Winterschlaf gehen können. Futterstellen sind im Idealfall in einem speziellen Igel-Futterhäuschen, um Ratten oder Streunerkatzen nicht anzulocken. Gefüttert werden kann z.B. hochwertiges Katzenfutter (Nass- oder Trockenfutter mit hohem Fleischanteil), Rührei ohne Gewürze und Salz oder gekochte Hühnerschenkel, frisches Trinkwasser nicht vergessen.

Was für ein wunderbarer Laubhaufen (Foto von monicore)

Besonders im Herbst werden Igel auf den Straßen überfahren, da vor allem die jungen Tiere noch sehr unbedarft auf der Wanderschaft sind. In sofern gilt es vor allem in der Dämmerung und nachts besonders vorsichtig mit dem Auto unterwegs zu sein.

Besonderes Augenmerk sollte jetzt auf zu kleine Igel gelegt werden, die alleine oder tagsüber unterwegs sind. Igel sollten, je nach Witterung, Anfang November mind. 500g, besser 700g an Gewicht haben, um gut für den Winterschlaf vorbereitet zu sein. Ab Temperaturen unter 8°C nehmen die Tiere auch bei Zufütterung nicht mehr zu und sollten somit mit zu wenig Gewicht in Obhut genommen werden.

Winter

Wird ein Igel im Winter gefunden, muss sich um ihn gekümmert werden. Alle anderen Tiere müssen schlafen gelassen werden, damit sie gesund das nächste Frühjahr erleben können.

Welcher Igel braucht Hilfe??

  • Igel, die zu klein und zu leicht bei zu kalten Temperaturen unterwegs sind.
  • tagaktive Igel
  • verletzte Igel (eventuelle Fliegeneier oder -maden bitte direkt entfernen und zeitnah dem Tierarzt oder einer Igelstation vorstellen, abwarten kann lebensbedrohlich werden)
  • Igelbabies unter 100g ohne Muttertier
  • Igel mit dem sog. Hungerknick, eine Einziehung direkt hinter dem Kopf, die durch das Fehlen des Fettdepots hinter dem Schädel entsteht, unabhängig vom Gewicht

Sollten Zweifel bestehen, ob ein Igel in Obhut genommen werden sollte oder nicht, ist es immer sinnvoll den Igel zeitnah dem Tierartz oder geschultem Personal einer Igelstation vorzustellen, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. In die Freiheit kann man die Igel im besten Fall immer problemlos wieder entlassen.

In Leipzig gibt es momentan leider keine Igelstation. Viele Freiwillige helfen den Tierchen über den Winter. Auch uns werden häufig Igel vorgestellt. Idealerweise beraten wir Sie so, dass Sie die kleinen Stacheltiere zu Hause über die schwere Zeit bringen können. Schlimme Fälle nimmt unsere TFA Frau Landsmann bei sich auf wenn sie mal ein Plätzchen frei hat. Sie hat so manchem Igel das Leben gerettet. Allerdings sind ihre Kapazitäten sowohl finanziell, zeitlich (ein Igelbaby muss anfänglich alle 30 Minuten versorgt werden) als auch räumlich stark begrenzt. Gerade Kotuntersuchungen, die im Fremdlabor gemacht werden müssen kosten leider Geld. Auch Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie auch finanziell eine gewisse Verantwortung für so ein Tierchen übernehmen.

Wir beraten Sie gern. Bitte haben Sie aber auch Verständnis dafür, dass wir nicht jeden Stachler kostenlos versorgen können.

Titelfoto von Elias Tigiser

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Tierarztpraxis am Adler
Inhaberin: Frau Ulrike Seidel

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