Viele Besitzer sind sehr besorgt, wenn sie hören, ihr Tier muss operiert werden und benötigt dafür eine Vollnarkose. Wir untersuchen unsere Patienten sehr genau. Besonders das Abhören von Herz und Lunge und die Kontrolle des Kreislaufes anhand der Schleimhäute ist wichtig vor und auch während der Narkose. Bei älteren Patienten ab ca. 8 Jahren empfehlen wir eine Blutuntersuchung vor jeder Narkose um die Funktion von Leber und Niere zu prüfen. Denn diese Organe sind wesentlich für die Verstoffwechselung und Ausscheidung der Narkosemedikamente verantwortlich. Außerdem erhöhen chronische unerkannte Krankheiten das Narkoserisiko.

Gute Vorbereitung ist wichtig

Ist ihr Patient gesund, vereinbaren wir einen OP-Termin. Es ist zwingend erforderlich, dass ihr Vierbeiner nüchtern ist, ausgenommen ist das Trinken von Wasser. Dies gilt allerdings nicht für Nagetiere, denn die sollen bitte bis kurz vor der Narkose mit Nahrung versorgt werden. In der Schlafphase sind wichtige Reflexe wie Husten und Schlucken ausgeschaltet. Bestimmte Narkosemedikamente verursachen Übelkeit. Somit besteht Hund und Katze die Gefahr, dass sich ihr Liebling erbricht und im schlimmsten Fall am Erbrochenen erstickt. Dies ist ein vermeidbares Risiko. 

Am OP-Tag wird jedes Tier noch einmal gewogen, untersucht und das Narkosemittel genau auf das aktuelle Gewicht dosiert.

Galerie, Bilder können verstörend sein.

Routinen sind das A und O

Bei Hunden und Katzen verläuft die Einschlafphase unterschiedlich. Hunde bekommen bei uns, wenn sie kooperativ sind- im Beisein des Besitzers einen Venenkatheter und schlafen dann innerhalb von ein bis zwei Minuten ein. Katzen bekommen ihre Narkosespritze in den „Po“ (also in die Muskulatur) gespritzt. Dies zwickt etwas, bedeutet aber nur ein kurzes Fixieren und somit weniger Stress. Die Einschlafphase dauert 10 Minuten. Im schlafenden Zustand wird dann die Flexüle gelegt. Die Tiere werden intubiert. Das bedeutet, in die Luftröhre wird ein Schlauch eingelegt, um die Atemwege zu sichern und im Notfall schnell beatmen zu können. Die Tiere erhalten während des Eingriffs eine Infusion, um den Kreislauf zu stabilisieren. Die Narkosemittel bewirken, dass die Tiere schlafen, die Muskeln entspannen und Schmerzfreiheit eintritt. Daneben gibt es unerwünschte Wirkungen wie verlangsamter Herzschlag, Atemfrequenz, Abfall von Blutdruck und Temperatur. Wir führen während des gesamten Eingriffs ein Narkoseprotokoll, d.h. wichtige Vitalparameter werden regelmäßig gemessen und notiert. Somit kann man frühzeitig eingreifen, falls lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag und Atmung zu „schwach“ werden. Eine gefürchtete Komplikation ist ein Herzstillstand oder/ und ein Atemstillstand. In diesem Fall wird über den Tubus manuell beatmet, eine Herzdruckmassage begonnen und Medikamente verabreicht, die das Herz wieder anfangen lassen zu schlagen. Auch ist es möglich, bestimmte Medikamente mit einem Gegenmittel aufzuheben.

Alles geschafft? – Noch nicht ganz!

Wussten Sie, dass die meisten Zwischenfälle in der Aufwachphase passieren? Deshalb ist es wichtig, die Tiere auch nach dem Eingriff weiter zu überwachen und zu wärmen. Der Tubus wird erst entfernt, wenn das Tier wieder schluckt. Ein Tier sollte auch nie schlafend nach Hause gegeben werden, sondern immer geh- und stehfähig sein.

Dieser Beitrag soll die Angst vor einem Eingriff in Narkose nehmen und verdeutlichen, dass eine sichere Narkose in guten Rahmenbedingungen, durchgeführt mit ausreichend geschultem Personal, ein geringeres Risiko für ein gesundes Tier darstellt.