Euthanasie – Fluch oder Segen?

Heute haben wir uns einem traurigen Thema gewidmet – der Einschläferung (Euthanasie).

Der richtige Zeitpunkt

Häufig werden wir gefragt, wann ist denn der Zeitpunkt gekommen an dem ich mein Haustier erlösen sollte. Das ist keine leichte Frage. Natürlich geben wir Ihnen aus medizinischer Sicht unseren Rat und oft ist der eindeutig und man muss nicht lange abwägen. Doch ab und zu ist es nicht ganz so einfach zu sagen ob man das Tier euthanasieren sollte oder nicht. Bei uns in der Praxis geben sich die Patienten manchmal anders als zu Hause. Hunde z.b. wollen Leckerlis von uns und aktivieren noch einmal alle Kraftreserven oder einige schreckhafte Katzen bewegen sich noch weniger als sonst. Daher wirkt es dann meist so als wären die Tiere nicht so krank wie sie eigentlich sind.

Wir raten dann, einen Kalender anzulegen. In diesem können Sie z.b. mit Smileys gute, mittlere und schlechte Tage vermerken. Wenn die schlechten Tage deutlich überwiegen, sollten Sie über den schweren Schritt in Erwägung ziehen. Häufig verstecken Haustiere ihren Gesundheitszustand vor Ihnen, um für Sie stark zu sein. Es kann auch hilfreich sein, Bekannte zu fragen, die Ihr Tier nicht täglich sehen, ob sie Ihnen deren objektiven Beobachtungen mitteilen. Stellen Sie sich bewusst die Fragen:

  • Gibt es einen starken körperlichen Verfall?
  • Freut sich das Tier noch?
  • Zieht es sich auffällig stark zurück?

Der Segen der Euthanasie

Leider ist die gemeinsame Zeit mit unseren Haustieren irgendwann einmal zu Ende. Viele wünschen sich, dass ihr Tier im hohen Alter nach einem erfüllten Leben an Ihrer Seite irgendwann einfach zu Hause ganz in Ruhe einschläft.

In der Realität sieht das jedoch oft anders aus. Unheilbar kranke Patienten schläfern wir ein, damit diese nicht länger leiden. Gründe sind oft Schmerzen, Atemnot, Tumore, Lähmungen und andere Krankheiten, die einen hohen Leidensdruck bei Tier und Besitzer aufbauen. An dieser Stelle sei aber auch erwähnt, dass Alter allein kein Grund für eine Euthanasie ist.

Oft wird das Tier über einen gewissen Zeitraum palliativ behandelt. Doch irgendwann gibt es eine Grenze, an der das Leben für Ihren Liebling eine Qual ist. Dann ist eine Euthanasie eine Erlösung, also ein Segen für das Tiere. Auch wenn es uns als Besitzern schwer fällt, müssen wir in diesem Fall im Sinne des Tier entscheiden.

Der Fluch der Euthanasie

Doch was wenn die Gründe für eine Euthanasie ganz andere sind? Was macht eine Euthanasie mit den anwesenden Personen, nicht nur mit dem Besitzer? Immer wieder kommt es vor, dass wir Patienten einschläfern müssen, die noch ein ganzes oder zumindest halbes Leben vor sich gehabt hätten.

Leider gibt es all zu oft Fälle, in denen eine Euthanasie vermeidbar wäre, z.B. wenn von den Besitzern eine Therapie aus finanziellen Gründen abgelehnt wird. Z.B. kann ein Fenstersturz oder ein Unfall bei einer jungen Katze zu multiplen Frakturen führen, die zwar bei einem Spezialisten versorgt werden könnten, aber aus Kostengründen nicht gemacht werden. Doch es müssen nicht immer so hochpreisige Ops sein, manchmal ist es auch ein schlichter Diabetes der einfach zu behandeln wäre. Dennoch sehen sich manche Besitzer weder finanziell, noch überhaupt im Stande ihr Tier adäquat zu versorgen. Und natürlich gibt es auch noch die Tierbesitzer, die aus welchen Gründen auch immer, so lange warten bis nur noch die Euthanasie bleibt. In solchen Fällen ist es besonders schwer für uns Tierärzte, weil wir den Gedanken im Hinterkopf haben: Was wäre, wenn wir vor ein paar Wochen eine Blutuntersuchung, einen Ultraschall oder ein Röntgenbild gemacht hätten? Hätte man die Veränderungen rechtzeitig erkannt und möglicherweise helfen können?

Die Belastung, derjenige zu sein der letzendlich das tödliche Medikament verabreicht, bleibt beim Tierarzt. Oft nehmen wir derartige frustrane Erlebnisse mit nach Hause und es gibt genügend Tierärzte, die aus eben solchen Gründen den Beruf nicht mehr ausüben können und wollen. Denn eigentlich sind die meisten von uns aus Liebe zum Tier zu diesem Beruf gekommen, weil wir helfen und heilen wollen.

Unser Appell an Sie

Darum auch hier unser dringender Appel, überlegen Sie genau ob Sie sich ein Tier anschaffen. Dies bringt viel Verantwortung mit sich. Schliessen Sie eine Krankenvollversicherung ab oder legen Sie ein Konto für Ihre Tiere an, damit finanzielle Schwierigkeiten nicht der Grund für Tierleid sein müssen.

Haben Sie ein Tier, stellen Sie es bitte rechtzeitig dem Tierarzt vor. Ältere Tiere sollten mindestens einmal jährlich komplett gecheckt werden, inklusive Blutuntersuchung.

Damit machen Sie es nicht nur für sich und ihr Tier einfacher, sondern auch für den Tierarzt, der nicht vor der Entscheidung steht ein Tier einzuschläfern dem möglicherweise noch zu helfen gewesen wäre.

Wie läuft eine Euthanasie ab?

Wenn der Tag gekommen ist und es keine Hilfe mehr für Ihren Liebling gibt, wird die Entscheidung zur medizinisch notwendigen Euthanasie meist in der Praxis gefällt. Manchmal lässt es sich aber planen und wir können im Rahmen eines Hausbesuches, evtl. im Kreis Ihrer Lieben, die Euthanasie durchführen.

Manchmal ist es notwendig, eine vorherige Narkose durchzuführen. Meist aber legen wir direkt am wachen Tier eine Flexüle in das Vorder- oder Hinterbein. Bei kleineren Tieren, bei denen es viel mehr Stress bedeuten würde eine Flexüle zu legen, geben wir das Euthanasiemedikament direkt in den Bauchraum (intraperitonäal). Wir fragen Sie als Besitzer meistens, ob Sie soweit sind. Das Medikament was wir benutzen ist ein Pentobarbital und könnte rein theoretisch zur Narkose angewendet werden. Darum schläft das Tier zunächst sehr tief ein. Meist hört dann das Herz auf zu schlagen. Dadurch bekommt das Gehirn keinen Sauerstoff mehr und es kommt meist zu einem oder mehreren tiefen Seufzern. Davon bekommt Ihr Begleiter aber gar nichts mehr mit. Wenn das Tier dann verstorben ist, weiten sich die Pupillen. All dies passiert recht schnell.

Wenn es sich einrichten lässt, gehen wir aus dem Raum wenn Sie das wünschen und lassen Ihnen Ihre Zeit um gebührend Abschied zu nehmen.

Muss ich bei der Euthanasie dabei sein?

Zunächst einmal, Sie müssen das nicht. Aber wir bitten Sie immer dem Tier beizustehen, denn es weiss nicht was mit ihm passiert. Auch wenn es schwer für Sie ist, sollten Sie bei Ihrem Begleiter sein und er sollte nicht mit fremden Menschen diesen letzten Weg gehen.

Wenn Sie nicht bei der finalen Injektion dabei sein können, sollten Sie zumindest bis zum Wirken der Narkose bleiben und erst den Raum verlassen wenn das Tier fest schläft.

Was passiert nach der Euthanasie mit meinem Tier?

Wenn das Tier tot ist, erschlafft die Muskulatur. Auch die des Auges, das bedeutet aber leider nicht das sich die Lieder schliessen. Die Augen bleiben offen, da das Schliessen der Lieder eine aktive Muskelaktion wäre. Damit erschlafft auch die Muskulatur von Speiseröhre, Blase und Darm. Sie müssen darauf gefasst sein, dass Sekrete aus diesen Organen austreten.

Kurz bevor es zur Totenstarre kommt, kann es zu Muskelzuckungen der Hautmuskeln kommen. Bitte erschrecken Sie nicht.

Wo Ihr Tier seine letze Ruhe findet, entscheiden Sie. Wenn Sie ein kleines Tier haben, können Sie es oft im eigenen Garten begraben. Wenn dies nicht möglich ist, gibt es folgende Möglichkeiten:

  1. der Körper Ihres Tieres kommt in die Anatomie und wird Studierenden zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt. Manchmal gibt es auch gerade laufende Doktorarbeiten oder Studien, die sich mit einem bestimmten Thema befassen (z.B. Demenz)
  2. Ihr Tier wird anonym mit anderen Tieren zusammen eingeäschert und auf dem Gelände eines Bestattungsunternehmens für Tiere verstreut.
  3. Sie lassen Ihr Tier einzeln einäschern und erhalten wenn Sie das möchten die Asche Ihres Tieres zurück. Meist suchen Sie sich vorher eine Urne oder Ähnliches aus, in der das Tier dann wieder nach Hause kommt. Sie können wenn Sie das möchten die Asche aber auch verstreuen.
  4. Sie lassen Ihr Tier auf einem Tierfriedhof bestatten. Wenn Sie das möchten, gibt es dort eine Zeremonie ähnlich der bei einem Menschen.
  5. Ihr Tier wird von der sogenannten Tierkörperbeseitigungsanlage abgeholt. Da das was dort mit Ihrem Tier passiert aber genauso würdelos ist, wie es klingt, haben wir uns in unserer Praxis dagegen entschieden diese Möglichkeit anzubieten.

Oft ist es sinnvoll, sich schon vorher mit dem Thema und den Möglichkeiten zu befassen. Einige Bestattungsunternehmen bieten auch an, dass man zu Lebzeiten des Tieres alles festlegt und auch das Finanzielle regelt.

Wenn Sie sich unsicher sind, wann der Zeitpunkt bei Ihrem Tier gekommen ist oder wie alles von Statten geht, beraten wir Sie natürlich gern ausführlich.

Titelbild von Rastislav Durica

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Tierarztpraxis am Adler
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